LIBERALE TOLERANZ? Zum politischen Umgang mit Meinungs-, Presse- und Religionsfreiheit im Schock religiös motivierter Gewalt

Team: Sieglinde Rosenberger, Katharina Götsch, Astrid Mattes

Förderung: Zukunftsfonds der Republik Österreich

Projektbeschreibung: Laufzeit: Februar 2016 bis Dezember 2016

Über das Projekt

Religiös motivierte Gewaltanschläge im Jänner und November 2015 in Paris versetzten ganz Europa in Schock. In den politisch-öffentlichen Reaktionen von PolitikerInnen, Intellektuellen und Religionsgemeinschaften wurde häufig an „europäische Werte“ wie insbesondere Freiheit und Toleranz appelliert: sowohl als emotional aufgeladene und leere Worthülsen, aber auch als inhaltlich gefüllte, verhandelte und gedeutete Konzepte.

In diesem Projekt geht es konkret um sprachliche Handlungen als Reaktion auf religiös motivierte Gewalt, in denen Freiheit und Toleranz bzw. „europäische Werte“ bekundet, gefordert und verteidigt wird. Der empirische Projektteil will die unmittelbar auf die beiden Anschläge 2015 folgenden Diskurse und seine AkteurInnen identifizieren sowie symbolische und soziale Grenzziehungen analysieren. Das Projekt will Antworten finden, ob und wie liberale Toleranz, Freiheit und „europäische Werte“ als semantischer Brückenschlag über und gesellschaftliche Klammer zwischen Meinungs- und Religionsfreiheit fungieren kann. Dieses Erkenntnisziel wird mit einem Literaturbericht zu liberaler Toleranz und Freiheit im Kontext von Gewalt und mit einer empirischen Studie zu den Reaktionen in Österreich verfolgt.

News

  • Präsentation erster Projektergebnisse am 12.9.2016 bei der 4. Jahrestagung der Migrations- und Integrationsforschung in Österreich: Katharina, Götsch (2016). Die politisch-gesellschaftliche Verhandlung von Toleranz im Kontext religiös motivierter Gewalt (Paper-Download).
  • Policy Brief mit den politischen Handlungsempfehlungen des Projekts bei der Österreichischen Gesellschaft für Europapolitik.

Forschungsplattform 'Religion and Transformation in Contemporary European Society' (RaT)

Projektfinanzierung: Universität Wien
Projektdauer: 2010-2015
Projektleitung: Kurt Appel und Sieglinde Rosenberger
Assoziierte INEX Forscherinnen: Kristina Stoeckl und Julia Mourão Permoser

Wie beeinflussen aktuelle Phänomene wie Migration, Globalisierung, Gleichstellung, Demokratisierung den Stellenwert von Religion in den europäischen Gesellschaften?  Und wie beeinflusst Religion Politik und Gesellschaft in Zeiten des Wandels? Im Rahmen der interdisziplinären Forschungsplattform RaT forschen WissenschaftlerInnen aus 6 Fakultäten seit 2010 zur wechselseitigen Beeinflussung und zu Bedingungen von Religion und gesellschaftlichen Transformationsprozessen.

Aus der politikwissenschaftlichen Perspektive verfolgt die Plattform zwei Hauptziele. Zum einen wird die Beziehung zwischen Religion und Inklusion bzw. Exklusion untersucht. Vor allem im Kontext von Migration gewinnt Religion an Bedeutung sowohl als Modus der sozialen Zusammengehörigkeit als auch der sozialen Ausgrenzung. Die Forschung der Plattform Mitglieder versucht, diese Prozesse sowie deren Ursachen und Auswirkungen zu erklären. Zum zweiten widmen sich die Forscherinnen die Auseinandersetzungen von religiösen Akteuren mit strittigen gesellschaftspolitischen Fragen und deren Beteiligungen im politischen Geschehen. Ein besonderer Fokus liegt auf der politischen Position von Kirchen im Bezug auf Menschenrechte.

 www.religionandtransformation.at

Ausgewählte Publikationen:

  • Mattes, Astrid/ Goetsch, Katharina/ Rosenberger, Sieglinde (2017): Restoring routine by debating tolerance? Discursive responses to jihadist terrorist attacks. In: Politics, Religion & Ideology. (Link)
  • Astrid Mattes, Julia Mourao Permoser, Kristina Stoeckl (2017) (eds.) Special Issue “Institutional Responses to Religious Diversity”, Interdisciplinary Journal for Religion and Transformation in Contemporary Society, 2016 (1)
  • Stoeckl, Kristina (2014) The Russian Orthodox Church and Human Rights. London, New York: Routledge.
  • Mattes, Astrid and Sieglinde Rosenberger (2014) Islam in Austria. In: Marian Burchardt and Ines Michalowski (eds): Islam in Europe. Politics, Law, and Religious Life. Springer Verlag.
  • Rosenberger, Sieglinde und Julia Mourão Permoser (2012) “Religiöse Staatsbürgerschaft: Widersprüche der Governance von Diversität”. In: Kurt Appel, Christian Danz, Richard Potz, Sieglinde Rosenberger and Angelika Walser (Ed.): Religion in Europa heute. Sozialwissenschaftliche, rechtswissenschaftliche und hermeneutisch-religionsphilosophische Perspektiven. Göttingen, V&R unipress: 67-84.
  • Stoeckl, Kristina, Mourão Permoser, Julia and Sieglinde Rosenberger (2011) "Immigrant Religions as Public Religions in Austria." In: Politics of religion in Western Europe: Modernities in Conflict?. F. Foret and X. Itçaina (eds.) London: Routledge.
  • Stoeckl, Kristina (2011) "European Integration and Russian Orthodoxy: two multiple modernities perspectives", European Journal of Social Theory 14 (2), 217-234.
  • Mourão Permoser, Julia, Sieglinde Rosenberger and Kristina Stoeckl (2010) "Religious Organizations as Political Actors in the Context of Migration: Islam and Orthodoxy in Austria." Journal of Ethnic and Migration Studies 36(9), 1463-1481.
  • Mourão Permoser, Julia and Sieglinde Rosernberger (2009) Religious citizenship versus policies of migrant integration: the case of Austria. International Migration and the Governance of Religious Diversity. P. Bramadat and M. Koenig. Montreal & Kingston, McGill-Queen's University Press: 259-292.